„Was kann dieser Mensch NICHT?“ – die negative Sicht auf Fähigkeiten beginnt bereits in der Schulzeit. Im Berufsleben setzt sich diese Praxis weitestgehend fort. Ich plädiere dafür die Perspektive radikal zu ändern und positiv zu fragen, zum Beispiel: „Welche Stärken haben unsere Mitarbeiter und wie können wir diese für unser Unternehmen nutzen?“
Kennen Sie Ihre Stärken?
Herausfinden, welche Fähigkeiten und Stärken ein Mensch hat und wie er sie für sein Leben und sein Unternehmen gewinnbringend einsetzen kann, das motiviert mich in meinem Job als Personalentwicklerin. Wer seine Stärken kennt und einsetzen kann, hat in der Regel Freude an dem was er tut. Das wirkt sich positiv aus. Doch, Hand aufs Herz: Können Sie spontan sagen, was Ihre Stärken sind? Mir fällt es meistens viel leichter an mir und anderen Schwächen festzustellen. „Ich kann dies nicht, der kann das nicht“. Über Stärken muss ich nachdenken, während Schwächen mir offensichtlich scheinen.
Der Fokus liegt auf Unzulänglichkeiten
Wer heute erwachsen ist, kennt vielleicht das Gefühl, in einer „Entmutigungsgesellschaft“ groß geworden zu sein. In der Kindheit standen häufig nicht unser Potential, unsere Talente und unsere Stärken im Mittelpunkt. War nicht sogar meistens das Gegenteil der Fall? Nach meiner Wahrnehmung bekamen alle unsere Unzulänglichkeiten, Schwächen und Fehler eine besondere Aufmerksamkeit und wurden uns möglichst abgewöhnt. Ein täglicher Kampf mit unseren negativen Eigenschaften.
Ein ermutigendes Beispiel
Ich erzähle Ihnen ein schönes Beispiel aus der Schulpraxis einer Lehrerin, das mich seit vielen Jahren ermutigt anders zu denken:
Ein Erstklässler kommt stolz mit einer Reihe krakelig geschriebener „A`s“ zu ihr an den Lehrertisch. Statt wie früher mit dem roten Lehrerstift alle A´s zu berichtigen, die nicht exakt in der Reihe waren, fragt sie das Kind: „Was ist der König Deiner A‘s?“ Zielsicher und ohne Zweifel zeigt das Kind auf das am besten gelungene A. Über dieses malt die Lehrerin mit einem goldenen Stift eine Krone, um es als König sichtbar zu machen. Andächtig läuft das Kind zurück an seinen Platz und schaut gebannt auf den König.
Ermutigung braucht der Mensch wie Fische das Wasser, meint die Lehrerin, wobei Ermutigung nichts mit übertriebenem Lob zu tun hat. Sondern mit Achtsamkeit.
Wenn wir Entmutigung vermeiden, egal ob bei unseren Kindern oder bei Erwachsenen, hilft es den Menschen, durch Erfolge ihren Platz in der Gemeinschaft zu finden.
Wie findet man Stärken heraus?
Es gibt verschiedene Wege und Testmethoden um Stärken zu ermitteln. Für mich steht zunächst das Gespräch mit meinen Klienten im Vordergrund. Anschließend führen wir verschiedene Übungen durch. Ich starte gern mit einer einfachen Übung zur Ermittlung von positiven Eigenschaften einer Person. Versuchen Sie es doch auch einmal:
Schreiben Sie 10 positive Eigenschaften auf, die Ihnen zu Ihrer Person einfallen.
Das fällt Ihnen schwer? Hier ein paar Beispiele: Wie sind Sie? Sind Sie vielleicht verständnisvoll, hilfsbereit, kreativ, fröhlich, sensibel, begeisterungsfähig oder belastbar?
Notieren Sie so viel Sie mögen, es können auch mehr als 10 positive Eigenschaften sein, die Ihre Person auszeichnen.
Übrigens: Ich sammele positive Eigenschaften von Menschen. Diese Liste zählt bereits 74 Begriffe und lässt sich mit Sicherheit noch ergänzen. Es gibt also eine ganze Menge Positives zu entdecken.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei, Ihre Stärken (neu) zu entdecken. Wenn Sie Fragen zu dem Thema haben, Anregungen oder Feedback geben wollen, dann freue ich mich, wenn Sie mir schreiben.
Ihre Claudia S. Prinz